„Allenfalls ein Signal“

Quelle: 
Neue Westfälische, Gütersloher Zeitung, 17.08.2013

Rennen um Weberei-Trägerschaft noch nicht gelaufen

Gütersloh (ai). Bereits vor der Sitzung des Kulturausschusses am 19. September hat sich bei den Entscheidungsträgern ein Stimmungsbild herauskristallisiert: Wie gestern berichtet, schnitten die Brüder Steffen und Tim Böning unter den Bewerbern für die Trägerschaft der Weberei bei einem „Ranking“ am besten ab. In der Auswahlkommission aus Politik und Verwaltung sei die Meinung einhellig gewesen, hieß es.

Wilko Wiesner, Kulturexperte und Ratsherr der CDU, stellte allerdings klar, dass es keine politische Entscheidung gewesen sei. Diese sei den zuständigen Gremien (Fachausschuss und Rat) vorbehalten. Man habe lediglich das Ergebnis einer „objektiven Bewertungsmatrix“ veröffentlicht“.

Genau aus diesem Grund hält SPD-Stadtverbandschef Matthias Trepper es für falsch, dass das Meinungsbild der Kommission schon veröffentlicht wurde, bevor die Ratsfraktionen Kenntnis von den Bewerbungskonzepten hatten, geschweige denn Gelegenheit zur Diskussion hatten. Nun seien Fakten geschaffen worden, der Eindruck erweckt, dass das Rennen schon gelaufen sei. Das sei mitnichten der Fall. Man könne allenfalls von einem Signal sprechen. Tatsache sei lediglich, dass es anhand eines von der Verwaltung erarbeiteten Kataloges eine Bewertung der drei Konzepte gegeben habe und zwar, wie berichtet, von den Brüdern Tim und Steffen Böning, dem Team Matthias Kirchhoff, Ben Hensdiek und Carsten Huhn sowie der Bewerbergemeinschaft Norbert Morkes, Christiane Ziegele, Dominik Klima und Frank Brune. Die Bewertungen umfassten u.a. die Bereiche wie Gastronomie, soziokulturelle Angebote, Erschließung neuer Zielgruppen. Das Ergebnis sei einhellig gewesen, so Wiesner. Die Böning-Brüder, die mit dem Gastronomen Andreas Oehme ihr Konzept vorstellten, hätten insbesondere bei der Gastronomie gepunktet. Überzeugend sei z.B. gewesen, dass einerseits niedrigpreisige Angebote geplant seien, andererseits durch ein Catering für Events auch größere Einnahmen möglich seien. Im Bereich Kultur und Events sei die regionale Marktanalyse positiv beurteilt worden, die etwa Nischen im Angebot ausgemacht habe, die die Weberei besetzen könne. Wiesner sagte, dass es noch Unwägbarkeiten gebe. Geklärt werden müsse, wie hoch die Investitionen von seiten der Stadt als Immobilienbesitzer ausfalle und wie hoch die Ablösesumme für Technik und Inventar sei, die der Insolvenzberater für die Gläubiger von PariSozial ansetze. Die PariSozial hatte, wie ebenfalls berichtet, für die Weberei Insolvenz angemeldet. Steffen Böning reagierte auf die Nachricht erfreut. Allerdings wisse er, dass dies lediglich ein Signal sei, keine Entscheidung. Zumindest motiviere das Ergebnis, „Gas“ zu geben, jetzt stärker an den Feinheiten des Konzepts zu feilen. Norbert Morkes machte darauf aufmerksam, dass das „Ranking“ anders ausgefallen wäre, wenn sich die BfGT nicht, wie es sich gehöre, bei der Abstimmung enthalten habe. „Dann würden wir gleichauf mit dem Team Kirchhoff liegen, nicht auf dem dritten Platz.“

Kommentare

Neu an diesem Tag ist, dass Nobby Morkes sich nicht nur selbst für befangen hält, sondern sich der BfGT-Verein als Ganzes der Abstimmung enthält. Nobby selbst sagt, dass sich das so gehört und damit hat er Recht.

Unverständlich ist jedoch, wieso sich das Ranking bei Beteiligung seines Vereins ändern würde. Die Bewertungsmatrix ist doch angeblich so objektiv, wie alle Seiten beteuern. Hält er seine BfGT-Mitglieder denn nicht für objektiv?

Da wird es höchste Zeit, dass diese Bewertungsmatrix endlich mal veröffentlicht wird. Wie war das mit der versprochenen Bürgerbeteiligung? Vielleicht kann mal jemand den Whistleblower machen! Ratsgeheimnisse haben in Gütersloh ohnehin nur eine kurze Halbwertszeit. Sogar Wilko Wiesner gibt schon ein kleines Detail seiner Bewertung der Presse preis, warum dann nicht gleich den ganzen Katalog!? Nur so hätten wir Bürger und Nutzer der Weberei eine Chance zu erkennen, ob nicht einzelne Aspekte oder Einzelinteressen den Ausschlag geben bei der Entscheidung.

Wenn das Ranking wirklich „allenfalls ein Signal“ gewesen sein soll, dann läuft jetzt hinter den Kulissen das politische Geschacher der Parteien. Die Weberei als Spielball der Interessen, damit das nicht zu ihrem Nachteil ausgeht, ist bis zur Entscheidung so viel Öffentlichkeit wie möglich notwendig. Frau Bürgermeisterin, Sie als Beteiligungsbeauftragte dieser Stadt sind gefordert.

Nach der objektiven Bewertung des Punktes 'Bewerber hat sich noch nie mit der Verwaltung angelegt' hatten die Gebr. Böning einen uneinholbaren Vorsprung.

Das objektive Kriterium 'Wird vom Bademeister unterstützt' hat dann die Entscheidung zwischen Platz 2 und 3 gebracht.