Unser Leserbrief zum Artikel „Gütersloh baut den Turbo ein“ vom 19.7.2014 in der NW
Schnelles Internet ist heute so notwendig wie die Versorgung mit Gas, Strom und Wasser – und es ist die Zukunft.
Die Diskussion über eine zukunftsfähige Breitbandversorgung ist schon lange im Gange, es freut
dass dies jetzt auch in Gütersloh erkannt wird. Die nun zu treffenden Entscheidungen sind so weitreichend wie seinerzeit die, Gütersloh an das Schienennetz anzuschließen. Eine Fehlentscheidung in dieser Frage zöge fatale Folgen nach sich. Vergleichbar wäre das mit der desolaten Entscheidung des damaligen Bürgermeisters Haege, der noch eine Schule für manuelles Weben einrichtete, während andernorts bereits die industrielle Fertigung boomte.
Im Gegensatz zu Herrn Venhaus und der Stadt sehen wir eben nicht die Telekommunikationsbetreiber in der Pflicht. Das Bereitstellen der Leerrohre ist eine kommunale Aufgabe, die in kommunalen Besitz gehört, um so Internetanbietern im Wettbewerb den Ausbau und den wirtschaftlichen Betrieb eines schnelleren Netzes attraktiv zu machen. Die Stadt kann dann als Vermieter dieser Leerrohre Gelder akquirieren und beliebigen Netzbetreibern Zugang zu den Kunden verschaffen (Stichwort: Open Access).
Das Kommunikationsverhalten und die Mediennutzung der Bürger haben sich innerhalb der letzten 10 Jahre deutlich verändert. Smartphones sind nicht mehr wegzudenken. HDTV mit 1080p ist inzwischen Standard, auch bei Video on Demand. Auch Schulen müssen sich längst diesem Wandel stellen, moderne Lernmethoden setzten voll auf vernetztes Wissen. Die Arbeitswelt wird in nächster Zeit immer mehr von schnellen Datennetzen abhängig sein, überall entstehen ‚Homeoffices‘. Mit dem "Internet der Dinge" wird in Zukunft ein noch ungeahnter Bedarf an schnellem Internet entstehen.
Dadurch sind Gewerbegebiete ohne Glasfaserverkabelung nicht mehr wettbewerbsfähig. Und auch in den Wohngebieten steigt der Bedarf rapide. Eine bedarfsgerechte Infrastruktur kann da nur als kommunale Aufgabe gelöst werden. Die jetzt zunächst angedachte Ermittlung der bestehenden Infrastruktur ist rückwärtsgerichtet und basiert weitestgehend auf alter Technik, zudem ist sie in privater Hand. Und nur Glasfaser bietet die nötige Investitionssicherheit für einen mittel- bis langfristigen Netzausbau. Wenn in vielen Jahren 1000MBit Bandbreite pro Haushalt normal werden, ist das in einem Glasfasernetz problemlos möglich. Jetzt weiterhin auf "bestehendes Kupfer" zu setzten ist wie ein totes Pferd zu reiten.
Die Behandlung des Themas "Breitbandausbau" kann sich nicht allein in der Gemeinschaftsaufgabe der kreisangehörigen Kommunen durch die Erstellung eines Masterplans erschöpfen. Die Stadt Gütersloh muss hier selbst aktiv werden, denn der Infrastrukturausbau ist ein zutiefst lokales Thema. Daher ist eine eigene Infrastruktur mit Glasfaserkabeln unbedingt einzufordern – die aber ähnlich der Netze der Stadtwerke Gütersloh – in kommunaler Hand bleiben muss. Uns ist bewusst, dass sich diese Arbeiten über einen langen Zeitraum hinziehen werden. Umso wichtiger ist es, sie rechtzeitig zu beginnen und nun die richtigen Weichen zu stellen. Das ist außerdem öffentlich zu diskutieren, es handelt sich um eine zentrale Grundversorgung für das Gemeinwohl.