Isolation statt Integration

  • 12 December 2016
  • jdroop

Die isolierte Unterbringung von Geflüchteten in der Flughafen-Siedlung Parsevalstraße scheint nicht mehr aufzuhalten zu sein. Mit dem Argument des „Freiziehens von Turnhallen“ soll eine ungenügende Unterbringung gegen eine mangelhafte ausgetauscht werden.

Die Politiker im Rat lassen die Verwaltung seit der Bekanntgabe der Umzugspläne im Juli 2016 stillschweigend an der Umsetzung agieren. Unsere schriftliche Anfrage zu einer kommunalpolitischen Bewertung dieser Vorgänge blieb seit Anfang Dezember bis heute von allen Fraktionsvorsitzenden unbeantwortet. Offensichtlich wird diese und auch die voraussichtlich notwendige Unterbringung auf dem ehemaligen Flughafengelände fraktionsübergreifend begrüßt. Ist das schon ein Kuschen vor den kommenden Wahlen?

Wie soll Integration auf der grünen Wiese Parsevalstraße oder evtl. auch auf dem ehemaligen Militärgelände hinter Natostacheldraht und Hundestaffel, ohne jedwede Infrastruktur und ohne Nachbarschaft, gelingen? Wie mühsam wird es für die Geflüchteten, aus dieser Distanz ihre Besorgungen, ihre Amtsbesuche, ihre Sprachkurse zu erreichen? Was mutet man Ehrenamtlichen zu, unter diesen Bedingungen noch emphatisch und engagiert bei der Integration zu helfen? Wer wird dazu Mittel in die Hand nehmen, wenn die Unterbringung doch nur auf maximal drei Jahre geplant ist? Die einzige Verbindung zur Innenstadt bleibt eine für Fahrradfahrer und Fußgänger absolut gefährliche Bundesstraße und eine Buslinie, die z.B. am Wochenende nur sporadisch angefahren wird.

Hätte es die vom Bürgermeister versprochenen weiteren Bürgerinformationen gegeben, wären ganz sicher auch aus den Reihen der Bürger, der ehrenamtlichen Helfer, den Kirchen und Wohlfahrtsverbänden stichhaltige Gegenargumente genannt worden, die eine derartige Belegung z.B. mit Kriegsflüchtlingen verhindert hätten. In den öffentlichen Debatten hätten sich auch die Kommunalpolitiker nicht so leicht wegducken können!

Dank des Leerstands vieler Britenwohnungen entstanden und entstehen stadtnahe Unterbringungsalternativen, in denen gelingende Integration möglich wäre. Das ist jedoch nicht umsonst zu haben!

Leider gibt es dazu bis heute jedoch kein Integrationskonzept, das es zwischen Verwaltung, Politik und Zivilgesellschaft auszuhandeln gilt. Gütersloh muss Farbe bekennen, dass es eine Willkommenskultur auch lebt.

Alles das mahnt ´Demokratie wagen!´ nun endlich an, die Aufnahmenotwendigkeit von Geflüchteten ist seit über zwei Jahren bekannt.

Initiative `Demokratie wagen!´

Siehe auch die NW-Artikel
vom 14.12.2016 "Flüchtlinge: Stadt löst letzte Turnhallen-Unterkunft Ende Januar auf"
http://www.nw.de/lokal/kreis_guetersloh/guetersloh/guetersloh/21454600_F...

vom 22.05.2017 "DRK hilft Flüchtlingen in der Parseval-Siedlung"

vom 23.05.2017 "Flüchtlingskinder alleine auf Busfahrt"